Thomas Bucher

21. März 20207 Min.

Corona und Synchronizität mit der Tag und Nachtgleiche

Aktualisiert: 26. März 2020

& Die Bedeutung für dein ganz persönliches Wachstum

Mit einer wertvollen Übung für die vermehrte Zeit daheim : )

Was für eine Zeit, die da ganz ohne Vorwarnung über uns hereingebrochen ist. Plötzlich finden wir uns in häuslicher Isolation wieder. Aber ja, die Umstände bringen diese Notwendigkeit wohl mit sich. Doch was sich gerade abspielt, bietet meiner Meinung nach eine größere Chance für uns, miteinander in Kontakt zu treten, als es auf den ersten Moment aussieht. So absurd das klingt in einer Zeit, in der einem geraten wird, die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Aber ich sehe das Außen als Spiegel unseres Inneren. Und es zeigt mir, dass wir nicht nur voneinander getrennt sind, sondern vor allem von uns selbst, von unserer wahren Natur, unserer Essenz. Und damit kommen wir wieder in Kontakt.

Natürlich können wir nie von uns selbst getrennt sein. Auf dieser Welt, in der die Energie alles durchströmt, was ist, ganz von selbst, da macht das Leben keine Pause. Es fließt stetig durch uns. Das verbindet uns auch alle, denn wir sind alle aus demselben Stoff gewoben. Und dieser Stoff ist nicht nur irgendetwas. Er ist die Intelligenz und Kraft des Lebens pur. Sie ist in keinem Menschen mit mehr oder weniger Qualität vorhanden. Was uns voneinander unterscheidet, ist die verschiedene Ausprägung dieser unendlich kreativen, facettenreichen und liebenden Kraft.

Das anzuerkennen, wie wundervoll wir eigentlich sind und wie unglaublich schön sich das anfühlt, ganz das zu sein, was uns im Innersten ausmacht, ist glaube ich das Ziel und der Wunsch vieler. Und meiner Meinung nach auch die Entwicklung, die das Leben für uns vorgesehen hat. Momentan zeigt es auf, welcher Schritt auf dem Weg dorthin gerade ansteht. Wir können uns fragen "Was trennt uns von uns und anderen?". Die Antwort auf diese Frage zeigt sich auch im Außen. Ich nehme hauptsächlich Angst war. Angst vor einer unsichtbaren Bedrohung, vor der Ungewissheit, denn jeder könnte ja Überträger sein. Die Angst zeigt sich aber auch in Furcht vor Andersartigkeit (Flüchtlinge) oder wenn ich fürchten muss, dass mir am Ende des Monats nicht mehr genug bleibt oder dass ich im Wettstreit der Wirtschaft nicht ausreichend Fähigkeiten oder Ressourcen mitbringe. Angst zu wenig zu haben, zu wenig zu sein, nicht richtig zu sein. Diese Dynamiken spielen sich vielleicht eher im Hintergrund und im Inneren ab. Aber sie zeigen sich eben ganz deutlich im Außen.

Doch gleichzeitig findet auch eine ganz neue Strömung statt. Nachbarn begegnen sich wieder, Hilfe aus Solidarität wird angeboten, die Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf Familie, auf einen feinen, liebevollen und humorvollen Umgang miteinander entsteht als Antwort auf die Tatsache, dass wir alle im selben Boot sitzen. Und noch dazu das schöne Wetter. Momentan scheinen die Gegensätze in einem Ausgleich der Kräfte gemeinsam aufzutreten. Es berührt mich sehr, dass dies zu einer Zeit geschieht, in der wir die Tag und Nachtgleiche überschreiten.

Ich glaube, dass wir gerade die Möglichkeit haben, all das zu beleuchten, was die Beziehung zu uns und anderen mit einer vermeintlichen Trennung belegt. Die Zeit zeigt für mich ganz klar darauf hin.

Wie mache ich das aber und wie finde ich heraus, was mich scheinbar von meiner Essenz trennt?

Für mich geht der Zugang über die Gefühle. Denn schließlich bin ich dann glücklich, wenn ich mich gut fühle. Dann läuft das Leben und ich werde zum Magnet von Glück und Freude. Bis sich das Leben wieder wendet, und man konfrontiert mit Unbehagen und Überforderung ist. Gerade dann geht es aber glaub ich nicht nur darum, durch das eigene Denken und Handeln auf schnellstem Wege wieder gute Gefühle zu erhaschen, sondern sich auch dem zu widmen, was einen von ihnen abhält.

Aber wie mach ich das, ohne die Aufmerksamkeit und damit auch meine Energie auf das Problem zu richten? Ist wegschauen nicht auch eine Lösung?

Wenn ich davon ausgehe, dass das Leben keine Pause macht, dann erscheint mir auch klar, dass alles was mir im Leben geschieht als Unterstützung für meine Entwicklung dient. Eine Entwicklung, die oben bereits erwähnt wurde. Anzuerkennen, wie wundervoll ich bin, um zu erfahren, wie grenzenlos, tief berührt, lebendig und schwer verliebt ich mich als Seele in einem menschlichen Körper fühlen darf. Und wenn mich jede Situation ein Stückchen näher dort hinbringt, darf ich annehmen, dass dies auch dann der Fall ist, wenn in mir Gefühle und Gedanken aufsteigen, die ich lieber vermeiden möchte, die sich nicht fein anfühlen, ja die ich geradezu ablehne. Ich glaube, dass immer dann, wenn mich das Leben auf diese Art und Weise berührt, steckt auch ein großes Potential dahinter. Ich darf einen Teil meines Selbst erkennen, der meine wahre Natur, meine Essenz (noch) verdeckt, der sich aber gerade meldet, um gesehen zu werden, damit er sich wandeln kann.

Wenn mein Partner wieder einmal etwas vergessen hat, dass mir besonders wichtig ist, dann trifft das zum Beispiel einen solchen Anteil. Es ist vielleicht ein gekränkter Anteil, der in der Vergangenheit erfahren hat, dass man nicht wertschätzend mit seinen Bedürfnissen umgegangen ist oder sie erst gar nicht gesehen hat. Solche Erfahrungen hinterlassen einen Schmerz, nicht wertvoll genug zu sein, denn sonst könnte man wohl nicht übersehen worden sein. In solchen Fällen - und davon gibt es wahrscheinlich unzählige in uns - schmälern wir selbst, wenn auch unbewusst, unseren unantastbaren Wert und das sitzt als Wunde im System. Um diese Wunde nicht wieder fühlen zu müssen, entwickeln wir ein Verhalten, um besser gesehen zu werden. Dann versuchen wir brav oder angepasst zu sein oder Aufmerksamkeit durch bspw. "stören" oder "arm sein" zu erlangen. Berührt uns dann doch jemand wieder an dieser Wunde, prasseln dieselben Gefühle auf uns ein, wie zu der Zeit, als sich die Verletzung zugetragen hat. Als Antwort gehen wir heute als Erwachsene nicht etwa her und versuchen, durch das Ergründen dieser Gefühle dessen Ursache herauszufinden. Nein, meist reagieren wir wie damals. Wir sind beleidigt und schmollen, fühlen uns wertlos und ziehen uns zurück oder zücken unsere Wut und Ärger Waffe, um durch einen Gegenschlag die nochmalige Berührung der Wunde zu unterbinden. Dabei schenkt uns das Leben solche Situationen, damit wir dort heilen, wo konditioniertes Verhalten unser wahres Selbst überschattet.

Familienverbände bieten unendlich viel Stoff, sein Verhalten unter die Lupe zu nehmen. Wie oft geraten wir in Auseinandersetzung mit unseren Lieben daheim? Was stört uns dermaßen an den anderen, dass wir uns berechtigt fühlen, sie zu beschuldigen, zu be- und verurteilen? Es gibt doch so einiges, was wir am anderen ablehnen, manchmal so sehr, dass wir schier aus der Haut fahren könnten und die Wut in uns aufsteigt, die wir in einem Akt des Angriffs gegen das Gegenüber richten.

Auf der anderen Seite sind wir auch immer wieder die vermeintlichen Opfer. Jene, die sich ihrer Freiheit und der Erfüllung ihrer Bedürfnisse beraubt fühlen. Jene, die unterdrückt werden oder sich selbst zurücknehmen, weil sie glauben, dass ihnen nichts anderes zusteht. In all diesen Fällen handeln wir meiner Meinung nach nicht nach unserer wahren Natur, sondern wir leben Verhaltensmuster aus, die der Vergangenheit angehören. Sie sind Antworten auf den Mangel an Zuwendung und der Angst abgelehnt oder nicht geliebt zu werden, weil man glaubte, nicht gut genug oder wertvoll genug zu sein.

Warum aber das Ganze Spiel, wenn unsere Essenz doch so großartig ist?

Wir haben als Menschen schon sehr früh vergessen woher wir kommen und wer oder was wir eigentlich sind. Das Gefühl, getrennt zu sein, kommt mit dem Menschsein ganz natürlich hinzu, weil wir plötzlich einen Körper haben, der uns ja schon örtlich voneinander trennt und damit auch von uns selbst. Aber unsere Essenz kann nicht getrennt vom großen Ganzen sein. Wir sind das große Ganze. Wir sind Ausdruck dessen, was so grandios und wundervoll ist, dass es die Welt der Formen und das Leben hervorbringen kann. Und deshalb ist auch nichts auf dieser Welt als gut oder schlecht zu bewerten. Es ist einfach nur. Die Erfahrung Mensch ist eben nur möglich durch die Trennung der Einheit in zwei Pole. Das bringt diese Illusion der Trennung mit sich und wir dürfen dadurch das Gegenteil dessen erfahren, was wir sind. Nämlich getrennt von der Einheit, voller Schuld, Mangel, Hass und Minderwertigkeit. Und wofür das Ganze? Damit wir uns dessen, was wir wirklich sind, bewusst werden können. Und diese Bewusstwerdung geschieht, indem wir unsere Schatten erleuchten, unsere Unzulänglichkeiten annehmen und alles, was wir an Ablehnung gegen uns selbst und andere in uns tragen, durch eine versöhnliche Selbsterkenntnis in einen Akt der Selbstliebe wandeln. Dieser Prozess gibt unsere wahre Natur zu erkennen und erinnert uns an unsere Essenz, an die bedingungslose Liebe, die wir sind. Die nichts ausgrenzt, ablehnt oder verurteilt.

Übung "Gefühle fühlen"

Das schöne an der Geschichte ist, dass wir gar nirgends hinmüssen, um diesen Prozess der Bewusstwerdung zu vollziehen. Das können wir ganz bequem und ohne Gefahr der Ansteckung von zu Hause aus tun. Eine nützliche Übung, um sich seiner Verhaltensmuster bewusst zu werden, ist, seine Gefühle zu fühlen. Das ist vielleicht anfänglich noch nicht möglich, wenn man sich gerade in einer Situation befindet, in der man von jemandem getriggert wird. Aber auch im Nachhinein ist es möglich, eine Situation noch einmal zu durchleben. Fürs erste, um einfach mal zu erkennen, wo im Körper sich die Gefühle zeigen und wie ich sie zulassen kann. Hab vertrauen dabei, dass das Leben dir immer nur das schickt, was dich in deinem Wachsen und Heilen unterstützt. Deshalb darfst du dich dem Gefühl in einem ruhigen und geschützten Moment einfach nur hingeben und dir die volle Aufmerksam und Wertschätzung zukommen lassen. Dabei werden vielleicht Gedanken auftauchen von der Geschichte, die du an diese Gefühle geknüpft hast. Sobald du erkennst, dass dich die Gedanken vom Fühlen abhalten, lass sie los. Gedanken können dich in deiner Opfer oder Täter Rolle bestärken und die Emotionen und das Problem anheizen. Übe einen ehrlichen und offenen Umgang mit dir selbst, indem du dir erlaubst, dein Inneres wahr zunehmen, in einfacher Präsenz. Versuche dabei nichts zu erreichen und erwarte nichts.

Diese Übung dient ausschließlich dem, dass du dir und deinen Gefühlen wertschätzende Achtung und Selbstannahme schenkst. Doch die Auswirkungen werden trotzdem nicht ausbleiben. Denn durch das Annehmen deiner Gefühle kommst du in Kontakt mit deinem puren "DU", das sich momentan eben gerade so zeigt, wie es ist. Lass dich überraschen, wie das Leben mit dir kommuniziert und wie sich deine Verhaltensmuster wandeln. Entwicklung und Evolution sind angelegt in dir. Vertraue auf diese Kraft, die in dir liegt und deine Entwicklung ganz allmählich, natürlich und aus sich selbst heraus vorantreibt.

Ich wünsche dir gutes Gelingen und liebevolle Begegnungen mit dir selbst.

Herzliche Grüße Thomas

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